Ein Teil der in Arztpraxen heute angebotenen „Individuellen Gesundheitsleistungen (IGel), wird als nutzlos oder gar schädlich kritisiert. Dies gilt insbesondere auch für die besonders gerne empfohlenen „Krebsvorsorge-Leistungen“, wie die Ultraschalluntersuchungen von Eierstöcken und Brust bei Frauen oder den PSA-Test bei Männern.
Ich möchte mich nicht in die IGel-Diskussion einschalten, aber es liegt mir am Herzen, an dieser Stelle einmal klarzustellen, dass diese Art von „Krebsvorsorge“ erst dann greift, wenn der Krebs schon vorhanden ist und eine kritische Größe erreicht hat. Es handelt sich also bei diesen Angeboten gar nicht um „Krebsvorsorge“ oder „Krebsprophylaxe“, sondern nur um eine möglichst frühe Erkennung von Krebs. Zudem ergeben sich aus den Ergebnissen zunächst auch keine „prophylaktischen“ Maßnahmen, sondern höchstens mehr oder weniger erfolgreiche Therapieangebote.
Eine deutlich effektivere Maßnahme bestünde darin, dass Ärzte flächendeckend die für die verschiedenen Krebsarten bekannten und in den Fach-Leitlinien beschriebenen individuellen Krebsrisiken ihrer Patienten abfragen würden und dann mit ihnen Möglichkeiten besprechen würden, durch Optimierung von Ernährung, Lebensstil und den Umgang mit Schadstoffen oder durch Stärkung der körpereigenen Ressourcen (inklusive Immunsystem) das Auftreten von Krebs zu vermeiden.
Und ich würde mir wünschen, dass Ärzte, die auf diese Weise echte „Krebsvorsorge“ betreiben von Patienten, Krankenkassen, Politik, Medien und Ärzteverbänden besser geschätzt und gefördert würden – und dass sie auch finanziell für ihre ethisch und medizinisch besonders anspruchsvolle Tätigkeit adaequat honoriert würden – dafür würde man dann gar keine IGel-Leistungen benötigen. Denken Sie darüber nach.
Quelle:
SZ 4.5.2018