Die Wirksamkeit einer Grippeschutzimpfung soll bei über 60-Jährigen weit unter 50 %, eher bei 15-30% liegen. Ob eine Grippeschutzimpfung tatsächlich vor schweren Influenza-Verläufen und dadurch bedingten Todesfällen schützt, ist bislang ungeklärt. Über die tatsächliche Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe bei Senioren und Hochbetagten schweigen Firmen, Mediziner und Politiker. Trotz minimaler Datenlage wird geimpft, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, warum ältere Menschen so dürftig auf Impfungen reagieren und überhaupt eine so hohe Anfälligkeit für bakterielle und virale Infektionen aufweisen.
Das Schlüsselwort für das zentrale Problem lautet: Immunseneszenz. Eine mit dem Alter einhergehende, funktionelle Schwächung des Immunsystems, die jedoch nicht schicksalhaft auftritt, sondern vor allem in altersabhängigen Ernährungsmängeln, Mikronährstoff-Defiziten, Immobilität, Frischluft- und Sonnenkarenz und anderen Limitationen begründet ist. Es wäre längst an der Zeit, sich das Thema Immunseneszenz zu widmen und daran faktisch etwas zu ändern.
Immunseneszenz und Inflammaging prägen das Immunsystem im Alter
Der Begriff Immunseneszenz beschreibt das Nachlassen der Abwehrfunktionen im angeborenen und erworbenen Immunsystem bei vielen Menschen im höheren und hohen Alter. Alterungsforscher gehen davon aus, dass in westlichen Ländern bis zu 90 % der Senioren und Hochbetagten unter einer mehr oder weniger ausgeprägten Immunschwäche leiden. Immunseneszenz gilt als Hauptgrund für die erhöhte Infektanfälligkeit und Tumorneigung im Alter, insbesondere auch für die oft schweren und tödlichen Verläufe von Covid-19-Infektionen. Befragt und untersucht man allerdings gesunde Hundertjährige, soll fällt auf, dass sie nur äußerst selten an Infektionen und Tumoren leiden und auch Covid-19-Infektionen – sofern überhaupt erkrankt – überwiegend problemlos überstehen. Immunseneszenz hängt also von vielen individuellen Faktoren ab, wobei das Nachlassen der Thymusdrüsenaktivität, genetische Faktoren, die Ernährungssituation, die Mikrobiomdiversität und persönliche Lebensumstände zusammenwirken.
Inflammaging ist eine typische Begleiterscheinung der Immunseneszenz und charakterisiert die Neigung des gealterten Immunsystems, auf Reize mit einer überschießenden Entzündungsbereitschaft und verstärkten Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen (Zytokine wie Interleukin-1, Interleukin-6, Interleukin-8, Tumor-Nekrosefaktor u.a.) zu reagieren, wodurch wiederum Alterungs- und Verschleißprozesse verstärkt und beschleunigt werden. Inflammaging dürfte auch eine entscheidende Rolle spielen, wenn es im Rahmen von schweren Covid-19-Infektionen zum gefürchteten und oft tödlichen Zytokin-Sturm kommt. Andererseits ist auch Inflammaging kein zwangsläufiges Merkmal eines gestörten Immunsystems im höheren Alter (unbekannt bei gesunden Hundertjährigen!), sondern reflektiert einen Zustand anhaltender chronischer Degeneration, wie er bei vielen älteren Menschen parallel in unterschiedlichen Organsystemen (z.B. Herz- und Gefäßerkrankungen, Diabetes, Arthrose, Osteoporose, Demenz) abläuft und treffend mit dem Begriff der Multimorbidität beschrieben wird.
„Präzisionsernährung“ wirkt der Immunseneszenz entgegen
Neben Fitness und Kognition hat insbesondere die Ernährungssituation einen überragenden Einfluss auf die allgemeine Vitalität und die Leistungsfähigkeit des Immunsystems im Alter. Immunseneszenz mit erhöhtem Infektions- und Tumorrisiko ist keine unerwartete, sondern die absehbare Folge einer einseitigen Vitalstoff-armen Ernährung mit Defiziten an Eiweiß, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen. Wenn Alten-, Pflegeheim- und Klinikbetreiber für ihre Insassen mit täglichen Essenskosten von 2-4 Euro kalkulieren und in Pandemiezeiten ihren Bewohnern allenfalls FFP-2-Masken, aber nicht einmal eine Multivitamin-Kapsel pro Mahlzeit bereitlegen, mag es kaum überraschen, wenn hochansteckende saisonale Erkältungsviren verheerende Schneisen durch solche Institutionen ziehen.
Als Ernährungsintervention gegen die Immunseneszenz wird heute von Experten (etwas hochtrabend) eine kalkulierte „Präzisionsernährung“ empfohlen, was jedoch im Grunde nichts anderes bedeutet als eine klug komponierte abwechslungsreiche Ballaststoffreiche Biokost mit frischen saisonalen Zutaten vorwiegend pflanzlichen Ursprungs (Gemüse, Obst, Nüsse, Gewürze), ergänzt mit einigen hochwertigen Komponenten wie Meeresfisch, Biofleisch und Eiern.
Aus diesem Spektrum an Nahrungsmitteln gilt es, insbesondere solche auszusuchen, die dem Körper einen möglichst großen Vorrat an immunaktiven Vitaminen (Vitamine A, B12, C, D, E), Mineralstoffen (Selen, Zink, Magnesium), günstig verteilten Fetten (reichlich Omega-3-Fettsäuren und Ölsäure, wenig Omega-6-Fettsäuren) und natürlichen Immunmodulatoren (Betaglukan, Polyphenole, fermentierte Lebensmittel, Curcuma, Epigallocatechingallat, Medizinalpilze, marine Algen) zuführen.
Beispielsweise könnte sich die Zutatenliste einer solchen „Präzisionsernährung gegen Immunseneszenz“ – je nach persönlicher Vorliebe – wie folgt zusammensetzen: Aprikosen, Blaubeeren, Cranberries, Brokkoli, Kohlgemüse, Spinat, Karotten, Süßkartoffeln, Tomaten, Paprika, Spargel, Artischocken, Zitrusfrüchte, Erdbeeren, Pflaumen, Kiwi, Avocado, rote kernhaltige Trauben, grünes Blattgemüse, Pilze, Erbsen, Linsen, Kichererbsen, fetter Meeresfisch wie Sardinen, Hering und Wildlachs, Meeresalgen, Biofleisch (Rind, Lamm, Wild), Bio-Eier, fermentierte Milchprodukte, Kürbiskerne, Walnüsse, Mandeln, Vollkornbrot, Haferflocken, Weizenkeime, Leinsamen, Knoblauch, Zwiebeln, Leinöl, Rapsöl, Olivenöl, schwarzer und grüner Tee sowie Gewürze.
Immunmodulation durch gezielten Einsatz von Vitaminen und Mineralstoffen
Sofern der Magen-Darm-Trakt gesund ist und problemlos funktioniert, lassen sich die meisten für eine gute Immunfunktion wesentlichen Elemente über eine hochwertige Ernährung bereitstellen. Insbesondere sekundäre Pflanzenstoffe, Polyphenole, Catechine, Lektine, Betaglukane und Schwefel-haltige Polysaccharide können dem Immunsystem so in gut bioverfügbarer Form durch eine auf Gemüse und Obst basierende Ernährung zugänglich gemacht werden. Doch auch mit einer ausgeklügelten „Präzisionsernährung“, die in der Realität des Alltags ohnehin an ihre Grenzen stoßen dürfte, ist es kaum möglich, kritische Mangelzustände an immunologisch besonders bedeutsamen Regulationsstoffen wie Selen, Zink und Vitamin D3 nachhaltig zu beheben. Dies insbesondere dann, wenn der Bedarf durch Infektionen, Tumore oder Multimorbidität enorm steigt oder Probleme mit der Aufnahme (mangelnde Säurebildung im Magen, Einnahme von Säureblockern) und Verarbeitung (nach Gallenblasen-/Darmoperation, Zöliakie, Leaky-Gut-Syndrom, Dysbiose, bakterielle Überwucherung, Antibiotika-Einnahme) im Körper vorliegen.
Ein ausreichend hoch dosiertes Multivitamin-Präparat oder die gezielte höher dosierte Zufuhr von Selen (200-300 Mikrogramm täglich), Zink (20-30 mg täglich) und Vitamin D3 (2000-4000 IE täglich in öliger Suspension) können hier Abhilfe schaffen. Bedenkt man das ohne Zögern bereitgestellte gigantische Finanzvolumen für Masken, Testungen, Impfwerbung und Kompensation von Lockdown-Folgen, ließe sich ein wirksamer Feldzug gegen die Immunseneszenz unserer „vulnerablen und schutzwürdigen Alten“ aus der sprichwörtlichen Portokasse finanzieren.